Für ein verlängertes Wochenende, an dem auch noch schönes Wetter angesagt war, fuhren wir mit dem Camper in eine Region, die wir uns schon seit langem ansehen wollten. Wir wollten ein Teilstück
der Romantischen Straße erkunden. Die Romantische Straße ist eine touristische Reiseroute, die von Füssen im Süden bis nach Würzburg, dem nördlichsten Ort der Strecke führt. Dieses Jahr feiert
die Straße 75-jähriges Jubiläum. Wenn das kein Grund ist auf Entdeckungsreise zu gehen!
Füssen und das Schloss Neuschwanstein sowie Steingaden und die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Wieskirche hatten wir bereits bei einer früheren Reise besucht. Den Beitrag dazu findet ihr
hier. Daher starteten wir unseren Reiseabschnitt dieses
Mal in Landsberg am Lech.
Von Turm zu Turm
Nur rund 150 Kilometer fuhren wir zu unserem Einstieg in die Romantische Straße. Die historische Stadt Landsberg am Lech weist eine lange Geschichte auf. Vom Parkplatz Waitzinger Wiese, wo sich
auch ein Wohnmobilstellplatz befindet, waren wir in wenigen Gehminuten am Sandauer Tour und betraten die sehenswerte Altstadt. Wir kamen an der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt vorbei und
erreichten den sehenswerten und zentralliegenden Hauptplatz. Hier fallen sofort die farbenfrohen Häuserfronten sowie das aufwendig gestaltete historische Rathaus mit seiner Stuckfassade sowie der
Marienbrunnen und der Schmalzturm auf.
Direkt am Platz befindet sich auch die Tourist-Information. Wir statteten uns mit einer Übersichtskarte aus, auf der vier Stadtrundgänge eingezeichnet sind (Untere Altstadttour, Lechtour, Obere
Altstadttour und Stadtmauertour). Da sie jeweils nur 1,5 Kilometer lang sind, erkundeten wir alle vier Touren und kamen so automatisch an den Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei.
Wir gelangten zum Lech und dem laut rauschendem Lechwehr. Wir spazierten am Lech entlang, erhaschten immer wieder schöne Ausblicke auf die Stadt und erreichten den märchenhaft aussehenden
Mutterturm, in dem sich auch ein Museum befindet. Wir überquerten den Fluss über eine Brücke und kamen wieder in die Altstadt. An den ehemaligen Stadtmühlen und den Salzstadel vorbei,
spazierten wir direkt auf das Café GAIA zu und ließen uns ein verspätetes Frühstück schmecken.
Gestärkt machten wir uns wieder auf den Weg, dieses Mal Richtung Stadtmauer. Der Rundgang führte uns an Türmen und an Teilen der Stadtmauer vorbei bis zum Bayertor aus dem 15. Jahrhundert. Weiter
ging es durchs Hexen- und Gerberviertel und im Anschluss die Alte Bergstraße entlang. Wir endeten wieder dort, wo unser Stadtrundgang startete, am belebten Hauptplatz.
Landsberg am Lech hat uns sehr überrascht und wir können einen Besuch nur empfehlen.
Auf der weiteren Fahrstrecke versuchten wir den braunen Hinweisschildern der Romantischen Straße zu folgen. Das war gar nicht so einfach, denn diese führt oftmals abseits der Hauptstraßen. Diesem
Umstand war es geschuldet, dass wir durch die Blumenstadt Rain am Lech kamen.
Wir legten einen kurzen Stopp ein und schlenderten die Hauptstraße mit ihren bunten Bürgerhäusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert entlang. Sehenswert sind vor allem das Rathaus im Rokoko Stil
sowie das Tilly-Denkmal. Bekannt ist der Ort für den Dehner Blumenpark und den Natur-Lehrgarten.
Am Zusammenfluss von Donau und Wörnitz
Nur circa eine Stunde Autofahrt weiter nördlich befindet sich direkt am Zusammenfluss von Wörnitz und Donau in der Mitte der Romantischen Straße die Stadt Donauwörth. Auch hier legten wir einen
kleinen Besichtigungstopp ein. Eigentlich wollten wir den Wohnmobilstellpatz direkt an der Donau nutzen, aber dieser sagte uns so gar nicht zu und so begnügten wir uns damit einmal durch das
sehenswerte Örtchen zu schlendern.
Besonders sehenswert ist die Reichsstraße mit ihren hübschen Patrizierhäusern, die vom historischen Rathaus, am Liebfrauenmünster vorbei bis zum Fuggerhaus führt.
Auch hier hat uns ein Flyer gute Dienste erwiesen und uns auf einem historischen Spaziergang mitgenommen. So entdeckten wir unter anderem die Alte Kaserne und das Käthe-Kruse-Museum mit einer
Ausstellung von über 150 Puppen. Weiter ging es an der Freilichtbühne am Mangoldfelsen entlang, der als Kulisse dient. Die Promenade am Kaibach folgend, erreichten wir bald darauf wieder das
Rathaus. Durch das Rieder Tor überquerten wir die Wörnitz und gelangten auf die Insel Ried auf der sich auch das Heimatmuseum der Stadt befindet. Gemütliche Cafés laden zum Einkehren
ein. Über die Sebastian-Franck-Brücke erreichten wir kurz darauf wieder den großen Parkplatz auf dem Festplatz und setzen unsere Fahrt fort.
Alles in allem ist Donauwörth sehr überschaubar, aber es lohnt sich auf Entdeckungstour zu gehen.
Eine der schönsten Burgen Süddeutschlands
Da wir noch einen Übernachtungsstellplatz brauchten, fuhren wir ins nur wenige Kilometer entfernte Harburg. Und dieser Ort war wirklich ein Glückstreffer. Wir hatten den Ort gar nicht eingeplant und umso mehr waren wir von der hübschen Altstadt, der sehenswerten Burg und dem tollen Wohnmobilstellplatz, den wir über die App Park4Night fanden, überrascht.
Wir steuerten gleich den Stellplatz an, der nur ein paar Minuten von der Burg entfernt liegt. Für 8 Euro verbrachten wir hier eine ruhige Nacht und begaben uns gleich am frühen Morgen auf
Erkundungstour.
Da die Harburg erst um 10 Uhr öffnete, ging es zunächst über den kindgerechten Harburger Märchenweg hinunter in die historische Altstadt, die zu Füßen der eindrucksvollen mittelalterlichen Burg
liegt. Wir schlenderten durch die verwinkelten Gassen und erspähten immer wieder Fachwerkhäuser, wie das Rathaus mit Brunnen aus dem 15. Jahrhundert und Giebelhäuser aus dem Barock. Besonders
beschaulich ist die Steinerne Brücke aus dem 18. Jahrhundert, die über die Wörnitz führt. Ein Fotomotiv jagt das nächste und über allem thront eine der besterhaltenen Burgen
Süddeutschlands.
Für den Rundgang nutzten wir die "Harburg hören" Audio-Tour. Sie ist kostenlos und ohne App nutzbar. Dazu müssen einfach die QR-Codes an den verschiedenen Stationen gescannt werden und schon hört
man spannende Geschichten und interessante Informationen. Moderne trifft hier auf Geschichte, ganz nach unserem Geschmack.
Im Anschluss begaben wir uns zurück zur Burg, denn auch diese wollten wir uns im Rahmen einer Führung näher ansehen. Der Eintritt mit Führung beträgt 5 Euro pro Person und ist sehr gut
investiert. Auf dem Rundgang erlebten wir jahrhundertealte Geschichte. Die Hauptburg ist auf das 12. Jahrhundert datiert und wurde über die Jahrhunderte immer wieder mit verschiedenen
Architekturstilen erweitert. Auf dem Wehrgang entdeckten wir Schießscharten und erfuhren von früheren Verteidigungsoptionen, spähten in Gefängniszellen und schlenderten durch den prunkvollen
Festsaal. Uns haben die Burg und das Örtchen einfach nur begeistert. Wer in der Nähe ist, sollte hier einen Halt einplanen.
Einmal um Nördlingen herum
Unseren nächsten Stopp erreichten wir bereits nach zwanzig Minuten und begaben uns auch hier auf einen Spaziergang in die Vergangenheit. Die historische Altstadt von Nördlingen kann nur
durch eines der fünf Stadttore betreten werden. Besonders ist, dass der Altstadtkern von Deutschlands einziger vollständig erhaltender und komplett begehbarer Stadtmauer aus dem 14.
Jahrhundert umschlossen ist. Wir ließen es uns nicht nehmen diesen circa 2,7 Kilometer langen Rundgang zu machen und erhielten immer wieder Ausblicke auf die historischen Gebäude des
mittelalterlichen Zentrums. Anschließend spazierten wir noch etwas durch die Gassen und kamen am 90 Meter hohen Kirchturm "Daniel" auf dem Marktplatz vorbei, der als Wahrzeichen Nördlingens
gilt. Fußballbegeisterte steuern den Gerd-Müller-Platz an, denn hier wurde dem Bomber der Nation eine lebensgroße Bronzestatue gewidmet. Er gilt bis heute als berühmtester Sohn der
Stadt.
Wer mehr über eine Besonderheit der Region erfahren möchte, der ist im Ries Krater Museum gut aufgehoben. Hier gibt es Informationen zum Nördlinger Ries, einem Becken mit 20 Kilometer
Durchmesser, welches vor über 14 Millionen Jahren durch einen Asteroiden Einschlag entstand.
Nur wenige Schritte entfernt befindet sich der Wohnmobilstellplatz. Er liegt in unmittelbarer Altstadtnähe, aber zu unserer Besuchszeit fand auf dem dahinterliegenden Festplatz ein großes
Volksfest statt und wir suchten uns lieber eine ruhigere Übernachtungsmöglichkeit.
Mit dem Stellplatzführer Landvergnügen fanden wir rund 30 Kilometer entfernt einen Stellplatz in einem kleinen Dorf. Auf einer angrenzenden Wiese mit Blick über Felder bis zum Wald richteten wir uns ein und genossen ein selbst gekochtes Essen mit Produkten aus dem Hofladen. Zudem lag dieser Stellplatz perfekt für unsere für den nächsten Tag geplante Besichtigung.
Eine der schönsten Altstädte Deutschlands
Am nächsten Morgen mussten wir gerade mal 10 Minuten fahren, um die einzigartige Kulisse von Dinkelsbühl zu erreichen. Wir parkten auf einem normalen Parkplatz in Altstadtnähe und begaben uns auf
Entdeckungstour. Auch hier erwarteten uns Tore, Türme, verwinkelte Gassen und eine Stadtmauer. Dinkelsbühl ist eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Städte Deutschlands.
Wir betraten die Altstadt durch das Nördlinger Tor. Dieses Mal hatten wir keinen Stadtplan parat, da die Touristeninformation noch geschlossen war als wir in die Stadt kamen. Daher ließen
wir uns durch die Straßen und Gassen treiben. An der Touristeninformation befanden wir uns aber gleich am ältesten der vier Stadttore, dem Wörnitztor aus der Stauferzeit. Unsere
Gastgeberin vom vorherigen Tag trafen wir auf dem Marktplatz vor dem Münster St. Georg wieder, die hier mit ihrem Verkaufswagen ihre Produkte verkaufte. Am anderen Ende der Altstadt erreichten
wir das Rothenburger Tor, hier befinden sich die ehemaligen Gefängniszellen. Wir gingen die Strecke zurück, passierten die bunten Giebelhäuser am Weinmarkt und bogen Richtung Segringer Tor ab.
Vom Tor erhielten wir einen wunderbaren Blick die Straße hinunter bis zum Münster St. Georg.
Im Nachhinein wissen wir nicht, was uns auf unserem Rundgang verborgen blieb, aber dennoch hat uns der Besuch in Dinkelsbühl sehr gut gefallen. Die farbigen historischen Gebäude verbreiteten ein
ganz besonderes Flair und bieten unglaublich viele pittoreske Fotomotive.
Bisons aus nächster Nähe
Unsere Nacht verbrachten wir nach dieser tollen Stadtbesichtigung etwa eine Stunde entfernt, in der Nähe von unserem nächsten Ziel, erneut auf einem Landvergnügen Hof. Und hier hatten wir einen richtig tollen Stellplatz mitten in der Natur gefunden. Die Gastgeber züchten Bisons. Und es ist wirklich etwas Besonderes, diese majestätischen Tiere aus nächster Nähe zu beobachten. Rund um die Bison-Weide spazierten wir entlang eines Lehrpfads, der für alle Besucher jederzeit offen und kostenlos zugängig ist und konnten dort von einer Aussichtsplattform den Blick über die Landschaft schweifen lassen.
Eine Hütte im Ranch-Stil dient als kleiner Hofladen und hier konnten wir Bisonfleisch einkaufen sowie, bei den hohen Temperaturen willkommen, uns mit Eis erfrischen.
Rothenburg ob der Tauber
Am nächsten Morgen fuhren wir rund zwanzig Minuten, bis wir das Highlight unseres Kurztrips erreichten. Wir besichtigten Rothenburg ob der Tauber. In der Nähe der Altstadt befindet sich ein
Wohnmobilstellplatz sowie ein großer Parkplatz. Über das Spitalbastei und das Spitaltor aus dem 16. Jahrhundert betraten wir die Altstadt und fühlten uns sogleich ins Mittelalter zurückversetzt.
So früh am Morgen war noch recht wenig los und wir konnten fast alleine durch die malerische Altstadt laufen.
Wir folgten der Spitalgasse bis zum Siebersturm aus dem 14. Jahrhundert und erreichten gleich dahinter das Plönlein. Der Blick auf den Brunnen, die Fachwerkhäuser und die gepflasterten Straßen
ist das Wahrzeichen Rothenburgs und vermutlich das am häufigsten fotografierte Motiv der Stadt.
Am mittelalterlichen Kriminalmuseum bogen wir links ab und spazierten durch das Burgtor in den hübschen Burggarten. Eine Burg ist hier nicht mehr zu finden, aber ein idyllisches Plätzchen zum
Verschnaufen ist der Burggarten dennoch. Von den Mauern erhielten wir schöne Ausblicke in das Taubertal. Auf dem weiteren Weg kamen wir am deutschen Weihnachtsmuseum und an Käthe Wohlfahrts
Weihnachtsdorf vorbei. Obwohl es Sommer war hielt das Wetter uns nicht davon ab in die bezaubernde und Europas größte ganzjährig geöffnete Weihnachtswelt abzutauchen.
Ein Stück weiter erreichten wir den zentral liegenden Marktplatz mit dem imposanten Rathaus und dem Georgsbrunnen vor einem markanten Fachwerkhaus. Ab hier ließen wir uns durch die Gassen treiben
und erreichten den sehenswerten Markusturm und Röderbogen mit einem Storchenpaar hoch oben im Nest. Für Fotografen finden sich hinter jeder Ecke andere Motive, sodass die Kamera gar nicht mehr
verstaut wurde. Ganze 42 Türme befinden sich in der Stadt. Und durch die circa 4 Kilometer lange Stadtmauer führen sechs Tore in beziehungsweise aus der Stadt.
Im Brot & Zeit gönnten wir uns ein Frühstück bevor wir es uns natürlich nicht nehmen ließen auch einen Teil der Stadtmauer zu begehen. Die Ausblicke über die Dächer der Stadt waren einmalig
und es lohnt sich auch einmal diese Perspektive einzunehmen. Ein Streifzug durch die Fülle an mittelalterlichen Gebäuden, Kirchen, Plätze und Museen ist absolut empfehlenswert. Nicht umsonst ist
Rothenburg ob der Tauber weltbekannt, und es strömen jedes Jahr unzählige Besucher hierher.
Es war gut, dass wir bereits so früh am Tag gestartet sind, denn so hatten wir einige Stunden, um diese wunderbare Altstadt zu erkunden. Am Nachmittag fuhren wir in dreieinhalb Stunden
zurück nach Hause.
Wie hat es uns gefallen?
Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel es im eigenen Land zu entdecken gibt. Die Romantische Straße ist mit Sicherheit eine der schönsten deutschen Ferienstraßen und die sehenswerten Orte
entlang dieser touristischen Strecke lohnen sich zu entdecken.
Wir hatten schon viel von Rothenburg ob der Tauber gehört und wollten es auch endlich einmal besuchen, aber um ehrlich zu sein haben uns Dinkelsbühl und Harburg genauso gut gefallen und waren
weniger überlaufen.
Nun fehlt uns nur noch der nördliche Teil der Romantischen Straße. Mal schauen, wann wir diesen bereisen werden. Es wird sich garantiert lohnen!
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