Im April/Mai diesen Jahres ging es für uns das erste Mal mit dem Camper in den hohen Norden nach Dänemark. Natürlich kennen wir das Land vom Hörensagen, waren aber noch nie zuvor dort. Daher war ich gespannt was uns alles erwartet.
Ich liebe es mich zuvor zu erkundigen und mir Informationen über das jeweilige Reiseland einzuholen. Bei der Suche bin ich auf den Fettnäpfchenführer Dänemark - Hygge im Herzen gestoßen. Aus der Fettnäpfchenreihe des Conbook-Verlags kenne ich bereits den Fettnäpfchenführer Ostfriesland. Einen Link zu der Buchvorstellung findet ihr hier: Ostfriesland - Eine Ode an das Moin
Das Buch hat mir einen ersten Überblick über das Land im hohen Norden gegeben und die Vorfreude auf die Reise wurde dadurch noch größer. Details und Informationen über den Urlaub und das Leben in Dänemark wurden in 42 kleine Episoden verpackt. Der Plot erzählt von der Urlaubsreise eines Pärchens und versucht so auf etwaige Fettnäpfen und Besonderheiten hinzuweisen.
Klischees
Gleich das erste Kapitel "Dänemark: Langweilig und verregnet? " widmet sich einigen grundlegenden Informationen. Das Wetter an der Küste ist
generell wechselhaft (das ist nicht nur in Dänemark so). War der Himmel vor einigen Minuten noch strahlend blau, kann sich bereits im nächsten Moment eine bedrohliche Wolkenwand
aufbauen und auf euch hinab regnen. Daher ist entsprechende Kleidung ratsam. Eine Regenjacke, sowie eine wärmende Softshelljacke waren auch bei uns im Gepäck. Da wir viel Wandern
kamen auch feste Schuhe und bequeme Outdoorbekleidung mit. Somit waren wir für alle Eventualitäten gut gerüstet. Wir waren im Frühjahr in Dänemark unterwegs und hatten sehr viel Glück mit
dem Wetter. Mit Ausnahme von ein paar bewölkten Tagen an denen es ein wenig nieselte, konnten wir Jütland von seiner schönsten Seite kennenlernen. Aber was ist die beste
Reisezeit? Den Frühling können wir schon einmal empfehlen. Es ist noch nicht viel los und gerade die bekanntesten Sehenswürdigkeiten lassen sich so
entspannter entdecken. Der Sommer ist natürlich die Hauptreisesaison. Aber auch Herbst und Winter haben ihren Reiz, gerade für Reisende, die es
ruhiger angehen lassen wollen. Dänemark ist also ein Reiseziel für das ganze Jahr.
Grundsätzlich nehmen wir auf unseren Touren immer nur etwas Proviant für die ersten Tage bzw. die Anreise mit. Wir lieben es in Geschäften vor Ort einzukaufen und so die
regionalen Spezialitäten kennenzulernen. Der Hinweis im Buch, es genauso zu tun, spricht uns daher aus der Seele. Grundsätzlich sind einige Artikel in Dänemark teurer als bei
uns, aber darüber kann man im Urlaub auch einmal hinweg sehen oder man schränkt sich entsprechend ein.
An- und Abreise
Kapitel 2 "Mal eben über die Grenze?" weist darauf hin, dass die bequemste und schnellste Anfahrt aus Deutschland über die A7 nicht unbedingt die beste Wahl
ist. Gerade in der Hochsaison bilden sich hier auch mal lange Staus. Da Rømø unser erstes Ziel in Dänemark war und wir zuvor mit unserem Camper auf einem
Bauernhof in Schleswig-Holstein übernachteten, befuhren wir die Landstraße 5 in Richtung dänische Grenze. Für uns war diese Strecke die perfekte Alternative. In
Süderlügum gab es bereits die erste Einkaufsmöglichkeit dänischer Produkte und wer hätte das gedacht: Auf dem Parkplatz stieß uns ein Hotdog-Stand ins Auge. Wie
auch im Buch (Kapitel 3) erwähnt, ließen wir es uns nicht nehmen, gleich unsere erste røde pølser (dänischer Hotdog) zu probieren. Die knallroten Würstchen haben uns zunächst
etwas irritiert, aber wir waren ja dank des Buches gut vorbereitet. So sehen die dänischen Würstchen nun einmal aus und mit Zwiebeln, Gurkenscheiben und Saucen belegt, schmeckten sie recht
gut.
Auffällig war für uns, dass es in den Einkaufsmärkten hier an der Grenze vor allem Süßigkeiten, Nutella in riesigen Gläsern und Softdrinks sowie Alkohol zu kaufen gab. Später fanden wir heraus,
dass gerade Süßigkeiten in Dänemark um einiges teurer sind, als in Deutschland. Die Dänen kommen daher zum Einkaufen hierher.
Die Anreise verlief für uns völlig entspannt. Na klar, wir waren in der Nebensaison unterwegs, aber auch so hatten wir das Gefühl, dass der Verkehr in Dänemark ruhiger fließt. Keiner drängelte und stresste herum. Auf unserer Rückfahrt befuhren wir von Aarhus kommend die E45, die in die A7 übergeht. Kaum passierten wir die deutsche Grenze, waren wir im chaotischen Autobahnstress Deutschlands gefangen. Es gab die ersten Drängler und wir standen auch prompt im Stau. Da war das Autofahren in Dänemark deutlich gelassener.
Das Gefühl angekommen zu sein
In Kapital 5 ist von der "berühmteste Kurve Dänemarks" die Rede. Wir sind uns nicht wirklich bewusst sie gefahren zu sein, aber laut Buchtext befindet sie sich hinter dem Ort Nymindegab, durch den wir ebenfalls kamen. Aber gut, wir waren hier und genossen jeden Kilometer. Vor uns tauchte eine schöne Dünenlandschaft auf. An einem kleinen Parkplatz direkt an der rechten Straßenseite hielten wir an. Hier befinden sich einige Fischerhütten an einem See. Schöne Fotomotive und ich packte gleich meine Kamera aus um auf Motivjagd zu gehen. Für uns Nordlichter (wir kommen ursprünglich aus Norddeutschland und leben jetzt im Chiemgau) ist es immer wieder schön an die Küste zu kommen. So fühlten wir uns auch gleich wohl. Bei einem Spaziergang durch die Dünen und am Strand entlang, genossen wir Wind, Wellen und die unglaubliche Weite.
Dänische Küstenwälder
Spaziergang durch die Dünen? Wie in Kapital 8 "Mal kurz an den Strand?" richtig erläutert wird, ist es keineswegs gut einfach quer durch die Dünen zum Strand zu staksen. Die Dünen dienen neben den Küstenwäldern an der jütländischen Nordseeküste dem Küstenschutz und bewahren das Gebiet so vor Überschwemmungen, Landverlust und Versandung. Wir haben uns natürlich auf ausgewiesenen Wegen aufgehalten. Denn eine Wanderung durch die Dünen ist auf den markierten Pfaden durchaus möglich, nur eben nicht abseits davon, um die sensible Natur nicht zu (zer)stören.
Die dänischen Küstenwäldchen oder auch Klitplantagen wurden gepflanzt, um, wie bereits erwähnt, die Küste zu schützen. Wir haben unter anderem die Blåbjerg Klitplantage besucht. Sie ist nach der höchsten Düne Dänemarks benannt. Hier gibt es viele Spazier- und Wanderwege sowie beliebte Mountainbike-Strecken. Die ältesten Küstenschutzwälder befinden sich im Nationalpark Thy. Auch hier unternahmen wir zahlreiche Wanderungen durch die wunderschöne Natur und einmalige Landschaft. Aber auch rund um den Lyngvig Fyr, einem Leuchtturm, gibt es tolle Möglichkeiten durch die Dünenlandschaft zu spazieren. Kapital 14 widmet sich unter anderem diesem Thema. Entlang der über 7.000 km langen dänischen Küstenlinie gibt es zahlreiche Leuchttürme, von denen wir auch ein paar besuchten, denn sie sind wahre Touristenmagnete. Der berühmteste Leuchtturm ist wohl der Rubjerg Knude, ihm ist unter anderem Kapitel 38 gewidmet.
Dänische Spezialitäten
Die bekannten dänischen Hotdogs hatten wir ja bereits bei unserer Anreise verkostet. Ein weiteres typisches Produkt ist dänisches Softeis. Stellt ihr euch auch eine Eiswaffel mit einer kleinen Haube cremigen Sahneeis vor? Weit gefehlt! Die Eiskreationen können ein immenses Ausmaß annehmen und sind wahre Kunstwerke. Zu normalen Eiskugeln mit ungewöhnlichen Sorten (ihr müsst Lakritz probieren!), gesellen sich das Softeis und zusätzlich verschiedene Toppings, wie Streusel, eine Portion Guf (klebriger Schaum) oder on top auch noch einen Flødeboller (Schokokuss). Danach braucht man kein Mittagessen mehr...
Die Kapitel 12, 13 und 16 widmen sich den Besonderheiten der dänischen Produkte. "Wer ist eigentlich dieser Ymer"? Bei einem Supermarkteinkauf stach uns genau dieser ins Auge. Das wollten wir natürlich auch probieren. Ymer ist eine Art Sauermilchjoghurt. Zusammen mit getrockneten Roggenbrotkrümmeln mit Zucker, dem sogenannten drys, erhielten wir eine leckere Frühstücksalternative.
Die Dänen leben aber nicht nur von Hotdogs und Eiscreme. Es gibt natürlich auch zahlreiche Restaurants. Was uns hier besonders aufgefallen ist, sind die Smileys, die an jeder Eingangstür hängen. Sie dienen als Qualitätskontrolle, wie auch in Kapitel 35 beschrieben. Jeder Gast kann so sofort sehen, ob die Qualitäts- und Hygienekontrollen positiv bestanden wurden. Dies wird mit einem breit grinsenden, grünen Smiley honoriert.
Parken
Ebenfalls in Kapitel 14 wird das Parken in Dänemark thematisiert. Bereits von anderer Stelle erfuhren wir, dass es spezielle dänische Parkscheiben gibt, die
viertelstündlich eingestellt werden. Gerade auf Supermarktplätzen, die oftmals privat betrieben werden, sind sie erforderlich. Sie können an Tankstellen oder in
Tourist-Informationen erworben werden.
Gerade mit dem Wohnmobil kann es mal Probleme geben, einen geeigneten Parkplatz in der Nähe von Sehenswürdigkeiten oder Städten zu finden. Generell gilt, dort wo das Parken
erlaubt ist und es ausreichend Platz gibt, kann ein Wohnmobil abgestellt werden. Sollte dies nicht der Fall sein, so sind entsprechende Schilder aufgestellt. Wild-Campen ist in
Dänemark nicht erlaubt. Auf Parkplätzen oder gar am Strand ist das Übernachten oder Campen daher nicht gestattet. Eine Besonderheit gibt es aber in Dänemark. Und zwar sind einige
Strandabschnitte mit dem PKW und auch mit dem Wohnmobil befahrbar. Hier darf man tagsüber natürlich auch "parken" und kann so einen entspannten Tag am Strand
erleben.
Überall Bunker
Kapital 20 widmet sich dem Thema "Wie gehe ich mit den Bunkern um?". Entlang der kompletten Nordseeküste trafen auch wir immer mal wieder auf Überreste der Bunker aus dem zweiten Weltkrieg. Besonders gefallen hat uns, dass viele von ihnen heute sinnvoll genutzt werden. Am Strand von Blåvand sind sie zu Kunstobjekten geworden und heute ein beliebtes Fotomotiv. Es gibt Bunkermuseen (beispielsweise Tirpitz oder Hirtshals), die die Geschichte näher bringen. Andere Museen vermitteln Informationen über die Regionen und die dortige Natur. Die Bunker gehören zu Jütlands Küste dazu und es lohnt sich auf Entdeckungsreise zu gehen.
Empfehlung?
Das Buch hat mir einen sehr guten Überblick über dänische Besonderheiten gegeben und mich prima auf unseren ersten Dänemark Urlaub vorbereitet. Viele Dinge waren mir bisher vollkommen unbekannt. Natürlich werden auch Klischees angesprochen, aber die gibt es wohl in jedem Land. Die Lektüre ist unterhaltsam und der Aufbau in unterschiedliche Kapitel zu unterschiedlichen Themen macht es sehr kurzweilig.
Was hat mir weniger gut gefallen: Die Geschichte rund um Katie und Jan wirkt manches Mal ein wenig absurd, dennoch wird versucht die dänischen Gegebenheiten so zu erklären und dem Leser näher zu bringen. Das ist aber einfach Geschmackssache.
Unseren kompletten Dänemark Roadtrip findet ihr unter folgendem Link: Von Dünen, weiten Stränden und zwei Meeren
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